ACARDIA QUARTETT

ISBN 978-3-00-053448-5

Sechs Komponisten, sechs Quartette – und sechs völlig unterschiedliche Stilrichtungen beziehungsweise musikalische Glaubensrichtungen: Wer diese CD der Edition Roy auch nur einmal gehört hat, wird nie mehr behaupten wollen, dass es dem kleinen slawischen Volk der Sorben an bedeutendem schöpferischen Potential gebräche. Ganz im Gegenteil zeichnen sich selbst die Angehörigen ein und derselben Generation durch ein derart hohes Maß an Individualität aus, dass sie sich nicht werden miteinander verwechseln lassen.
Nehmen wir als Musterbeispiel die drei Gleichaltrigen Juro Metšk (1954–2022), Ulrich Pogoda (*1954) und Jan Cyž (*1955), so haben wir drei moderne Möglichkeiten des musikalischen Ausdrucks und der kompositorischen Faktur vor uns, die auch dort ganz unterschiedliche Ergebnisse zeitigen, wo der eine (Cyž) der Schüler des anderen (Metšk) gewesen ist. Bemerkenswert ist freilich, dass der zeitliche Abstand zwischen den Kreationen kaum ins Gewicht fällt, was sich wiederum als Indiz dafür werten lässt, dass keiner der hier Beteiligten dem unliebsamen Leiden der Originalitätssucht erlegen ist.
Natürlicherweise wird das Nebeneinander der Älteren – Heinz Roy (2027–2019), Jan Paul Nagel (1934–1997) und Detlef Kobjela (1944–2018) – weitaus deutlichere Unterschiede ans Licht bringen, weil der im Hintergrund waltende Fluchtpunkt der Tonalität eine ständige Orientierungshilfe bietet und überdies die Schichten der Volksmusik in verschiedenen Dichten wirksam sind. Daraus resultiert eine Anthologie, in der sich wie in einem Parabolspiegel das gesamte Konzept der Edition Roy gebündelt hat – konzentriert, schillernd und kurzweilig.